Der Ausbruch
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Der Ausbruch
von LadyShadowmoon am 28.04.2011 11:02Ich wohne im Haus von meinem Opa er im Erdgeschoss ich in den beiden oberen Stöcken. Zu Opas Haus gehört auch ein Hof dieser Hof ist sein Leben er hat ihn vor Jahrzehnten gemeinsam mit Oma aufgebaut und er hängt sehr daran darum hat er auch jetzt noch Tiere auch wenn sich sonst alles verändert hat. Früher hat hier wo ich wohne mein Onkel gewohnt. Er hat alles auf dem Hof gemacht war quasi Vollzeit Bauer und hatte einen Nebenjob in einem Geschäft im Lager. Dann hat er seine jetzige Frau kennengelernt die aus Deutschland zu ihm gezogen ist. Das hat alles verändert......
Sie wollte nie hier sein sondern was eigenes und so kam es auch. Meine Familie zerstritt sich wegen ihr sie sind weg und haben seitdem keinen Kontakt mehr zu Opa.... Nicht mal nach Omas Tod....Naja eine andere Geschichte.
Auf jedenfall kümmern sich jetzt ein Anderer Onkel von mir und meine Eltern um alles (die beiden Anderen Brüder die auch hier wohnen tun gar nichts nur groß reden) . Opa braucht seine Tiere sie sind sein Hobby und sein Leben aber mit 81 Jahren kann er einfach nicht mehr viel machen... Obwohl er sehr viel macht meist zuviel dann müssen wir wieder mit ihm schimpfen..
Von Kühen kann man nicht mehr leben das war früher so heute muss man genau kalkulieren und das beherscht Opa.
Letztes Jahr war ein schlechtes Jahr mit sehr vielen Zahlungen die ungeplant waren. Mehrere Kühe haben keine Kälber bekommen was für uns ein Verlust ist da das Geld das wir mit ihrem Verkauf bzw ihrer Schlachtung gemacht hätten gefehlt hätte wenn Opa nicht zwei Kälber dazugekauft hätte. Leider wurde er bei einem Kalb ums Ohr gehauen, das war anscheinend ein Zwilling den diese sind Kleiner und Zarter als normale Kälber und auch später kann man wenn man Mutterkuhhaltung hat nicht sonderlich viel mit ihnen verdienen darum müssen wir dieses Kälbchen auch wieder verkaufen und können nicht die Kuh damit ersetzen die Opa eigentlich weg geben wollte weil sie aggressiv ist.
Diese Kuh hat auch ein Kalb einen jungen Ochsen und dieser hat die Gene der Mutter und davon will ich euch erzählen.
Mein Opa hat vor ein paar Tagen das erste Mal in diesem Jahr die Kühe und die Kälber auf die Weide gelassen. Gerade der erste Tag ist immer am Nervigsten da die Kälber dadurch das sie den Elektozaun nicht kennen oft mal verduften aber normal nie weit weg und normal kommen sie wenn die Mutter ruft zurück und man braucht ihnen nur dabei helfen wieder in die Weide zu kommen indem man den Zaun öffnet damit sie durch können. Denn wenn sie nen Stromschlag bekommen haben trauen sie sich nicht wieder zurück durch den Zaun. Nun an dem Tag als sie raus gelassen wurden sind gleich mal zwei Kälber auf und davon doch anders als sonst sind sie weit weg....
Meine Eltern waren sowieso hier weil sie beim Austreiben aus dem Stall geholfen haben und sind gleich mal einem dem Mädchen hinterher das in den nahen Wald im Tal gelaufen ist. Der Ochse ist in die Andere Richtung auf und davon. Mein Opa hat ihn im Auge behalten und gleich mal meinen Onkel angerufen ob er helfen kann, dieser hat sofort meine Cousinnen und den Freund einer meiner Cousinnen geschnappt und sie haben die Verfolgung des Ochsen aufgenommen. Meine anderen beiden Onkeln waren nicht erreichbar...wie immer...
Naja meine Eltern fanden das Mädchen das eine ziemliche Verwüstung angerichtet hatte nach 30 Minuten suche. Das Mädchen ist im Wald im Schlamm stecken geblieben. Mein Papa hat heute die Verwüstung repariert. Eine mehrere Quadratmeter große Anlage wo neue Bäume gepflanzt wurden hat das Kälbchen zerstört, den kompletten Zaun herum umgetrampelt und ein paar Bäume vernichtet..... Es ließ sich dann aber mit einem Strick zurück zur Weide und zur wartenden Mutter bringen. Anders als der Ochse...
Mein Onkel und seine Gefährten suchten den kompletten Wald ab wir sind nämlich vom Wald umgeben aber keine Spur vom Ochsen dann erhielt mein Opa einen Anruf von einem Reithof in der Nähe das ein Kalb bei ihnen vorbeigelaufen ist ob das uns gehört. Meine Eltern die inzwischen das Mädchen zurück gebracht hatten machten sich auch gleich auf den Weg und erreichten auch endlich die anderen Onkeln die auch mitgingen. Doch der Ochse war schon wieder weg und der Reitstallbesitzer hat nicht genau gesehen wohin es ist wollte aber bei der Suche helfen so teilten sie sich auf.
Nach einer Stunde sah meine Mama das Kalb und rief die Anderen an das sie kommen sollten, sie schafften es das Kalb zu umzingeln und gingen langsam auf das Kalb zu doch dieses reagierte sehr aggressiv und ging zum Angriff über. Obwohl alle mit Stöcken bewaffnet waren sprang das Kalb einfach auf geradem Wege auf meinen Onkel zu ohne Auszuweichen. Mein Onkel schlug mit dem Stock nach ihm der Stock brach das Kalb reagierte nicht so blieb meinem Onkel nur auf die Seite zu springen um sich zu retten. Dabei hat er sich seinen Fuß verstaucht und musste die Jagd nach dem Kalb aufgeben und nachhause gebracht werden dies übernahm der zweite Onkel der auch aufgab da seine Stiefel ihn aufwetzten (war irgendwie klar das diese beiden nen Grund hatten aufzuhören).
Die Jagd ging also wieder nur mit meinen Eltern meinen Cousinnen deren Freund und meinem Onkel weiter....
Das Kalb war weg keine Spur zu finden...
Nach weiteren Stunden sah mein Opa das Kalb ganz in der Nähe unseres Hofes es war zurück gelaufen doch nur für wenige Minuten bevor irgendjemand an den Ort kam wo es war verschwand es wieder in den Wald......
Normal kommen Kälber wenn sie die Mutter hören dieses nicht.....Es lief noch weiter weg und wir hatten große Sorge das es auf die Straße läuft und einen Unfall verursacht denn dann währe mein Opa haftbar....
Nach einer weiteren Stunde der Suche fand mein Papa das Kalb und lies es nicht mehr aus den Augen doch das Kalb wahr zäh und wollte nicht zurück es lief und lief und lief und mein Papa hinterher immer im gleichen Abstand gerade so das er es sah aber es nicht noch mehr erschreckte...
Eineinhalb Stunden lief er hinter dem Kalb her und dann hatte er Glück das Kalb stolperte und fiel in einen Bach und kam die Böschung nicht mehr hinauf. Er sprang in den Bach und schaffte es dem Kalb einen Strick um den Hals zu werfen. Doch das Kalb ging wieder auf Angriff und mein Papa war in Gefahr doch die Anderen konnten ihm nicht helfen da sie erst zu dem Ort wo er war laufen mussten. So hatte er alle Hände voll zu tun sich gegen das Kalb zu wehren. Und niergends war etwas wo er das Kalb festbinden hätte können..... Bin ich froh das ihm nichts passiert ist.
Endlich kamen auch die Anderen an nach 20 Minuten Kampf und einer Menge Glück.
Sie versuchten gemeinsam das Kalb aus dem Bach zu ziehen und nach einiger Anstrengung schafften sie es doch das Kalb wollte nicht Heim... Es Bockte, sprang, schlug aus und lief auf alle zu.... Mit dem Strick nicht zu Bändigen....
Also beschlossen sie Opa anzurufen und ihn zu bitten mit dem Puch Traktor zu ihnen zu kommen um zu versuchen das Kalb mit dem Traktor zum Gehen zu bewegen. Gesagt getan der Traktor machte sich auf den Weg.
Doch ohne Erfolg das Kalb zog den Traktor......
Wieder ein Rückschlag sie schafften es das Kalb zwischen einem Baum und dem Traktor anzubinden damit es nicht flüchten konnte und meine Eltern liefen nach Hause um den großen Traktor mit einem Anhänger zu holen um das Kalb so Heim zu bringen. Wie es immer ist auch da Probleme der Anhänger musste erst umgebaut und die Reifen mit Luft gefüllt werden und bis sie wieder beim Kalb waren hatte das den kleinen Traktor schon ziemlich verschoben und den Baum fast raus gerissen.....
Nach 30 Minuten schafften sie es das Kalb auf den Anhänger zu bekommen und fuhren endlich Heimwärts. Der Anhänger hat ziemlich gelitten...Das Kalb hat die Wände sehr beschädigt durchs ausschlagen. Am Hof angekommen die Frage was tun mit dem Kalb....
Wir haben uns dazu entschlossen es zurück in den Stall zu bringen denn ein Tier das einmal soweit weg läuft waren immerhin ein paar Kilometer und das so aggressiv ist ist einfach zu gefährlich. Also schoben wir den Anhänger so zum Stalleingang das das Kalb keine andere Wahl hatte als in den Stall zu gehen. Drinnen veranstalltete es wieder einen rießen Wirbel und wir hatten alle Hände voll zu tun es anzuhängen. Insgesammt dauerte vom Ausbruch bis zur sicheren Verwahrung im Stall die ganze Aktion von halb neun Uhr morgens bis halb drei Uhr nachmittags eine Menge Zeit die den gesamten Ostermontag komplett auf den Kopf gestellt und so einige Vorhaben zunichte gemacht hat....
Jetzt ist es im Stall und seine Mutter wird mehrmals am Tag zu ihm gebracht damit es essen kann danach kommt die Mutter jedoch wieder auf die Weide und das Kalb bleibt wo es ist im Herbst wird es geschlachtet....
Traurig aber wahr.....
Mit tut das Kalb leid es kann nichts dafür und hatte auch Angst aber in all den Jahren die wir schon Kühe und Kälber haben war nie eines dabei das soviel Ärger und Stress gemacht hat, und so ein Aggressives Tier ist einfach nicht zu gebrauchen.
Sobald wie möglich tauschen wir auch die Mutter aus den auch diese ist sehr aggressiv und das macht die ganzen Arbeiten mit den Tieren sehr gefährlich.
Ihr seht also auch Tiere haben sehr unterschiedliche Charaktere und leider sind einige dabei die so leid es einen auch tut nicht zu gebrauchen sind.
Ihr seht durch diese Geschichte das nicht nur in der Stadt viel los ist
Bin gespannt wie es weitergeht auf dem Hof von meinem Opa.
Dark B. Greets Dyrane
Ich ziehe meine Kraft aus der Macht des Mondes meine Freiheit ist meine Stärke meine Unabhängigkeit mein Trumpf. In mir brennt das Feuer der Liebe kampfbereit, rebelisch und unaufhaltsam!
Re: Der Ausbruch
von koralle1971 am 01.05.2011 20:33Hallo Dyrane,
ich habe Deine Kälberjagd vom Ostermontag jetzt schon zweimal gelesen, weil Du sie so anschaulich erzählt hast und ich dadurch wieder ein kleines Stückchen Deines Alltags miterleben durfte. Es ist schon spannend zu erfahren, wie Du so lebst.
Stellenweise musste ich an einen Heimatfilm aus den 50er Jahren denken, wie ihr alle mit Trecker, Tauen und Kälbchen durch Bäche, das Dorf und den Wald gehastet seid - obwohl dieser Ausbruch für Dich ja zwischendurch echt dramatisch war und Du verständlicherweise Angst um Deinen Vater hattest.
Das Schicksal des kleinen Bullens ist natürlich irgendwo tragisch, weil er ja nichts dafür kann, dass er einen so schwierigen Charakter hat. Man hätte ihm ja ein schönes Leben auf einer grünen Sommerwiese gegönnt, auf der er mit den anderen Kühen spielen, grasen und dösen kann. Aber wenn Ihr als Bauern überleben wollt, bleibt Euch kaum etwas anderes übrig, als ihn sicher einzusprerren und irgendwann zu schlachten - so traurig das ist. Da kann ich Deine zwiespältigen Gefühle absolut verstehen.
Liebe Grüße
Koralle